Messel on Tour
Der Besucher wird atmosphärisch in einen tropischen Regenwald, wie es ihn in unseren Breiten vor etwa 47 Millionen Jahren gab, hinein versetzt. Meterhohe Leinwände mit Computeranimationen der damaligen Flora mit Wasserpflanzen, Palmen, Farnen und Bäumen säumen den Ausstellungsraum. In dem dämmrigen Areal ist das Summen von Insekten, das Gebrüll von Raubtieren und das Zwitschern exotischer Vögel zu hören.
Ein unabhängiges Beleuchtungssystem bringt die Details der Exponate in den Vitrinen ausgezeichnet zur Geltung.
Ihre hervorragende Erhaltung hat die Funde der Lagerstätte Grube Messel berühmt gemacht: Diese Vollständigkeit - vielfach sind selbst Haare, Hautschatten und Inhalte des "Magens" erhalten - ermöglicht es, die Fossilien ihren vorzeitlichen Lebensbereichen zuzuordnen und für eine Zeit vor 47 Millionen Jahren ein komplettes Ökosystem zu rekonstruieren.
Im Jahre 2001 erwarb das Hessische Landesmuseum Darmstadt die Sammlung Behnke, eine der beachtlichsten privaten Messel-Sammlungen, sowie den berühmten Ameisenbären Eurotamandua joresi.
Mit der Ausstellung zeigt das Museum eine hochkarätige Auswahl dieser Neuerwerbungen sowie Exponate aus seiner übrigen Messel-Sammlung.
Die insgesamt 125 hochkarätigen Original-Fossilien sind ihren ursprünglichen Lebensräumen zugeordnet: Auf der Grundlage heutiger Erkenntnisse über die Grabgemeinschaft finden sich Bewohner des Flachwassers ebenso zusammen präsentiert wie Tiere, die vorwiegend an den Uferzonen des ehemaligen Maar-Sees oder am Boden bzw. im Astwerk des angrenzenden Urwalds gelebt haben. Projektionen übersetzen die unterschiedlichen Bereiche atmosphärisch, so dass sich der Besucher in den eozänen Regenwald zurückversetzt fühlt. Er begegnet Funden, die Schlüsselfunktionen in Fragen der Entstehung und Verbreitung dieser betreffenden Tiergruppen einnehmen, und Berühmtheiten wie den Messeler Urpferdchen, die u.a. durch eine trächtige Stute mitsamt ihrem Fötus vertreten sind.
Auswahl aus 125 Exponaten:
Kleines Messeler Urpferd,
Eurohippus parvulus
Großes "Hessisches" Urpferd, Propalaeotherium hassiacum
Scheinraubtier,
Lesmesodon behnkeae
Urtümlicher Krötenfrosch,
Eopelobates wagneri
Wiedehopf-ähnlicher Vogel, Messelirrisor grandis
Zwergboa-ähnliche Würgeschlange, Messelophis sp.
Kleinfledermaus,
Palaeochiropteryx tupaiodon
"Doppelhundszahn-Krokodil" Diplocynodon darwini
Großes Nagetier,
Ailuravus macrurus
Kleines Pflasterzahn-Krokodil, Allognathosuchus gracilis
Urtapir,
Hyrachyus minimus
Ameisenbär,
Eurotamandua joresi
Messeler Fingertier,
Heterohyus nanus
|
Fast alle gezeigten Fossilien sind nach der Transfermethode präpariert, über die ein einführender Teil der Ausstellung informiert. Knochen und Weichkörper-Strukturen werden hierbei auf eine Kunstharz- (heute in der Regel Epoxidharz) Trägerplatte, übertragen. Dazu wird das Fossil von einer Seite freigelegt, die Platte in eine etwa rechtwinklige Form gebracht und anschließend mit einem Tonrahmen umgeben. Das in der Mitte liegende Fossil trocknet langsam aus, so dass das Harz eindringen und die freiliegende Seite bedecken kann. Nach dem Aushärten des Harzes wird die Platte gewendet und der Ölschiefer vorsichtig von der Rückseite her entfernt.
Weitere Stationen der Wanderausstellung:
6. Dezember 2007 bis 4. Mai 2008:
Naturalis. National Museum of Natural History,
Leiden, Niederlande
Juni bis November 2008:
Natural History Museum, University of Oslo, Norwegen
Oktober 2009 bis März 2010
Naturhistorisches Museum
Basel, Schweiz
Mai 2010 bis Februar 2011
LWL Museum für Naturkunde. Landesmuseum mit Planetarium,
Münster
ab Mai 2011
Carnegie Museum of Natural History
Pittsburgh, Pennsylvania, USA
|