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Wilhelm Altheim

Maler und Zeichner Wilhelm Altheim
(7.8.1871 - 25.12.1914).

"...de verrickt Moler" stand auf einer Postkarte, die er an einen seiner Freunde schrieb. Die Rede ist von Wilhelm Altheim aus Groß-Gerau.
Geboren wurde er am 7. August 1871 als Sohn des Schneidermeisters Johann Daniel Altheim und seiner Frau Magdalena, geb. Hedderich, einer Haubenmacherin, in der Mainzer Straße. Die Gehöfte und Stallungen der Umgebung waren sein Kindheitsrevier, gelegentlich auch der Exerzierplatz der Kavalleristen in Rüsselsheim.

Ausbildung
Der Groß-Gerauer Fabrikant Julius Wolff erkannte das große zeichnerische Talent Altheims und ermöglichte ihm die Ausbildung an der Städelschule, wo er 1886 in die Klasse von Heinrich Hasselhorst (1825-1904) eintrat. Dort gehörte er zusammen mit Fritz Boehle (1873-1916) zu den begabtesten Schülern. Mit ihm teilte er die Leidenschaft für Pferde- und Tierdarstellungen. Besondere Aufmerksamkeit fanden bei Altheim die Ausritte und Übungen der 13. Bockenheimer Husaren, die er häufig nach Kelsterbach begleitete. Er legte sich eine private Waffensammlung an - die Schießübungen stießen auf das Missfallen seiner Umgebung.

Studienaufenthalte
Ein Studienaufenthalt in Paris im Jahre 1894 erzeugte bei ihm keine große Begeisterung, ebenso spätere Reisen nach Florenz (1896), Rom (1904/05), Holland (1907) und Südfrankreich (1909). Altheim reflektierte seine unmittelbare Umgebung und dabei die Welt der kleinen Leute, der Handwerker, Bauern, Fuhrleute, Schäfer, Schiffer und schilderte sie in realistischer Manier. Die Konkurrenz zu Boehle beflügelte sein Wirken, rief aber auch Enttäuschung hervor. Während Boehle durch Fleiß und Zuverlässigkeit in der Frankfurter Kunstszene den Vorzug genoss, galt Altheim als größeres Talent, aber als unzuverlässiger Auftragnehmer.

Familie
1897 heiratete er seine Mitstudentin Marie Teichmann, Pfarrerstochter aus Nienburg an der Weser, mit der er ins ländliche Eschersheim (1910 nach Frankfurt eingemeindet) zog. Dort begann eine glückliche und produktive Zeit. Seine Tierliebe fand hier den geeigneten Entfaltungsraum und er hielt sich Esel, Hunde und sogar Affen und einen Bären.
1898 und 1901 kamen der Sohn Franz - später ein bekannter Althistoriker - und seine Tochter Marieluise zur Welt.

Lebensweise
Auch seine exzentrische Lebensweise fand in Eschersheim eine Bühne. Bekannt sind seine Ausritte, die ihn als Cowboy oder Husar verkleidet samt Esel bis zum Tresen der Gasthäuser führten. Die Frankfurter Gesellschaft schätzte ihn als unterhaltsamen Gast, wo er im eleganten Frack ebenfalls hoch zu Esel erschien. Die Arbeiten Altheims, auch genannt "der König von Eschersheim", wurden im Frankfurter Bürgertum gut verkauft.

Künstlerisches Schaffen
Wiewohl Altheim in seinem Stil die Entwicklung der Malerei des 19. Jahrhunderts widerspiegelt, die sich wie bei Courbet und Milet von den Idealisierungen akademischer Kunstauffassung distanzierte und die Wirklichkeit ungeschminkt und realistisch wiederzugeben versuchte, so blieb Altheim doch den Modeströmungen seiner Zeit fern. Er schildert in seinen Bildern das einfache Milieu einer dörflichen Welt realistisch und ohne Verklärung. Sein Stil folgt aber einer altmeisterlichen Auffassung. Sein zeichnerisches Vermögen war herausragend. Dies zeigt sich insbesondere an den Rötelzeichnungen, die oftmals Gemäldecharakter haben. Hier machte sich die sorgfältige Ausbildung Hasselhorsts bemerkbar.
In diesen letzten Jahren, die für ihn offenbar ein nicht zu linderndes Leid brachten, schien jedoch seine künstlerische Produktion von teilweise großem Ernst geprägt zu sein. In diesem Zusammenhang ist auch unser Schäfer-Bild zu sehen, das durch starke Lebensnähe und eine nicht zu übersehende Anteilnahme am Leben des handwerklich-bäuerlichen Volkes besticht.

Abstieg und Selbsttötung
Altheim verfiel im Laufe der Zeit mehr und mehr dem Alkohol, so dass er sich im Jahre 1907 einer Entziehungskur unterziehen musste. Es gab keine Besserung und seine Frau entschloss sich zur Trennung. Er zog in eine ärmliche Behausung nach Rödelheim und stieg dort gesellschaftlich weiter ab. Beim Ausbruch des 1. Weltkrieges meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht, wurde aber nicht angenommen. Stattdessen machte er schreckliche Erfahrungen als Sanitäter in den ersten Kriegsmonaten 1914.
Ein gewisser Hang zu Depressionen, verstärkt durch den exzessiven Missbrauch von Alkohol, wirtschaftliche Sorgen, schließlich eheliche Probleme, die zur Scheidung und einer zweiten Eheschließung führten, ein Aufenthalt in der Nervenheilanstalt und sicher seine kurzen schrecklichen Erfahrungen als Sanitäter, womöglich auch der hohe Anspruch an seine eigenen künstlerischen Leistungen, die ihn kaum befriedigten, bewirkten schließlich den seelischen Zusammenbruch, der zum Selbsttötung am 25. Dezember 1914 führte.

Vermächtnis
Altheim blieb nach seinem Tod in Frankfurt präsent. Die für 1915 bereits geplante Ausstellung im Kunstverein wurde zur Gedächtnisausstellung und 1927 erschien von Karl Simon eine Monographie zu seinem Leben. Nach dem Krieg bemühte sich die Stadt Groß-Gerau engagiert um das Erbe Altheims. Der langjährige Kulturamtsleiter Franz Flach nahm Kontakt mit den Nachkommen auf, die sich im Jahre 1965 entschlossen, den Nachlass nach Groß-Gerau zu geben.
Bereits 1957, 1963 und 1971 wurden an verschiedenen Örtlichkeiten Ausstellungen in Groß-Gerau durchgeführt.
1976 gab es in der Stadtbücherei die Ausstellung "Galerie Wilhelm Altheim". Diese verfolgte das Konzept, neben den wechselnden Ausstellungen der Altheim-Sammlung den Bogen zur zeitgenössischen Kunst zu schlagen. Da die Räume nicht dauerhaft zur Verfügung standen, mussten die Exponate wieder im Magazin eingelagert werden.
Anlässlich des 125. Geburtstages zeigte das Stadtmuseum Groß-Gerau vom 6.9. bis 20.10.1996 die umfangreiche Ausstellung "Wilhelm Altheim -Malerei-Zeichnungen-Druckgraphik-". Dazu der damalige Bürgermeister Manfred Hohl: "Mit dem Werk Wilhelm Altheims besitzt die Stadt Groß-Gerau eine künstlerisch herausragende Sammlung, die angesichts der sachlich-realistischen Darstellung des Künstlers interessante Schilderungen des Milieus der sog. kleinen Leute aus der Zeit vor 100 Jahren bietet und überdies die originelle Persönlichkeit Altheims selbst reflektiert."


Am Ofen; 1912; Lavierte Federzeichnung
Wilhelm Altheim
Mutter Magdalena
Betrunkener mit Esel; ohne Jahr; Bleistift
Dame mit Hut (ohne Jahr), Öl auf Leinwand.
Die Pferdeschwemme, 1888 (Bleistift und lavierte Tusche)
Hauptfriedhof Frankfurt am Main. Ehrengrab, Gewann XiV, Grab 150 Die beiden Stromer; 1912
   

Bleistiftzeichnungen zum Thema Apfelwein
Stele
Auf dem Ebbelwoi-Päädsche, einem Weg zwischen den Groß-Gerauer Stadtteilen "Auf Esch" und Wallerstädten, erinnert eine bebilderte Stele an Altheim.

Ehrengrab

Wilhelm Altheim erhielt laut Magistratsbeschluss der Stadt Frankfurt ein Ehrengrab auf dem Frankfurter Hauptfriedhof (Gewann XIV, Grab 151)

Straßennamen
Straßen wurden nach Wilhelm Altheim benannt.
In Groß-Gerau gibt es die Wilhelm-Altheim-Straße und in Frankfurt-Eschersheim die Altheimstraße.

Wilhelm-Altheim-Kabinett
Die Altheim-Sammlung des Stadtmuseums, die etwa 500 Archivalien umfasst, wird seit 1989 im Stadtmuseum konservatorisch aufgearbeitet, erweitert und ist ab 1. Juli 2014 in repräsentativer und wechselnder Auswahl im neu geschaffenen Wilhelm-Altheim-Kabinett im Stadtmuseum zugänglich.
Fotostrecke Eröffnung
Begleitend zur Ausstellung organisiert Museumsleiter Jürgen Volkmann Vorträge, Lesungen und Exkursionen auch rund um das Thema Wilhelm Altheim.
Sie finden diese unter
Veranstaltungstipps

Schenkung 2014
Ein Frankfurter Sammler-Ehepaar hat der Stadt Groß-Gerau eine wertvolle Rötelzeichnung mit dem Titel „Barmherziger Samariter“ als Schenkung überlassen. Die großformatige Rötelzeichnung von 1909 gibt in für Altheim typischer Manier eine in die bäuerliche Welt transponierte religiöse Szene wieder und stellt eine hervorragende Ergänzung der vorhandenen Sammlung des Stadtmuseums Groß-Gerau dar.
Das Bild entstand zu einer Zeit, als Altheims Neigung zum Alkohol, die auch durch eine Entziehung im Jahr 1907 im Schwarzwald nicht andauernd behoben werden konnte, gewichtige Auswirkungen auf sein Leben hatte.


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Jürgen Volkmann
GG-online dankt
Jürgen Volkmann,
Museumsleiter des
Stadtmuseums
Groß-Gerau,
für die Unterstützung.

Am 1. Juli 2014 wird im Stadtmuseum in Groß-Gerau das Altheim-Kabinett eröffnet.

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